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Digitale Konvertierung von Farbnegativen mit Lightroom

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Wohl jeder hat irgendwo im Schrank alte Farbnegative zu liegen. Die dazugehörigen Abzüge sind oft entweder verschenkt, oder nicht auffindbar oder haben in der Qualität heftig nachgelassen. Im Zeitalter der digitalen Fotografie ergibt sich sofort die Frage:

Kann man nicht die alten Farbnegative digitalisieren und konvertieren?

Ja, man kann. Folgende Wege sind denkbar:

  1. Man bringt die Negative in ein Fotolabor und lässt alles dort erledigen.
  2. Man scannt die Negative mit einem entsprechenden Scanner selbst ein und lässt ihn die Konvertierung beim Scannen gleich mit erledigen.
  3. Man fotografiert die Negative mit einer digitalen Kamera ab, und benutzt Software (z.B. Adobe Lightroom) zum Entwickeln

Ausgangspunkt der Experimente war ein Negativ-Film Agfa XRG 100-2, aufgenommen 1999 in der Toskana.

zu. 1
Das ist nur eine Frage des Geldes und außerdem uninteressant...
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zu. 2
Das Negativ wurde mit einem Scanner Canoscan 800F in Photoshop CS3 gescannt. Bei einer Ausgabe-Auflösung von 150 dpi dauert der Scan pro Negativ auf meinem Rechner ca 5-6 Minuten. Das Ergebnis (rechts) wurde lediglich etwas aufgehellt (+50). Man sollte sicherlich noch an den Schrauben von Photoshop drehen, um weitere Verbesserungen zu erzielen. Über die Batch-Funktionen von Photoshop kann man dann seine 'Nachbearbeitung' auf alle Scans anwenden. So schafft man in einer Stunde 10 Negative und wenn man 3000 davon hat dann nimmt man eben Urlaub..

Konversion mit Scanner

zu 2.
Farbnegativ mit Maske

Die Negative wurden mit einer EOS 300 D und einem Dia-Kopiervorsatz (von meiner alten Praktika) abfotografiert. (Objektiv Pentacon Auto 1.8/50). Die Scharfeinstellung erfolgte bei Offenblende, anschließend wurde auf Blende 16 abgeblendet. An der EOS wurde das Programm Av ISO 100 eingestellt und mit einem Kabel-Fernauslöser ausgelöst.
Als Beleuchtung wurde eine 26 W Photolampe von B.I.G. mit einer Farbtemperatur von 5000K verwendet. Die kostet im Fotohandel ca. 20 € und hat eine E27-Fassung wie in der Nachttischlampe von Oma. Die Wahl der richtigen Beleuchtung ist für gute Ergebnisse ausschlaggebend! Wichtig ist dabei die Farbtemperatur von 5000K, sonst sind die Ergebnisse unbrauchbar. Man sollte der Lampe ca 5 min Anlaufzeit lassen, damit sie ihre Farbstabilität erreicht.

Farbnegative erleiden beim Lagern im Schrank ( auch wenn es dort dunkel ist) nach wenigen Jahren Farbverschiebungen, da die Farbstoffe unterschiedlich schnell abgebaut und damit farblich verändert werden. SW-Negative sind da wesentlich stabiler wenn sie gut fixiert und gewässert wurden. Die Silberkeime halten da schon mal hundert Jahre, wenn die Gelatine nicht von Bakterien aufgefressen wird.

Ein oft übersehenes Hindernis besteht darin, dass Farbnegative zusätzlich zu den Farbschichten eine orange Maske tragen. Die ist für den originalen Entwicklungs- und Umkehrprozess im Fotolabor unentbehrlich aber hier stört sie gewaltig und muss entfernt werden. Macht man das nicht und invertiert einfach das gescannte Negativ, erhält man stark blaustichige Positive. Um beim Umkehrprozess in Lightroom diese Maske mit zu entfernen geht man wie folgt vor:

  1. Zu Beginn wird eine eine Aufnahme mit einem 'leeren' Bild gemacht. Das findet sich am Anfang oder am Ende des Negativ-Films und ist einfach nur orange d.h. es enthält lediglich die Maskierungsfarbstoffe. Mit diesem Bild wird ein Weißabgleich in Lightroom (benutzerdefiniert: mit der Pipette ins Zentrum..) durchgeführt. das Ergebnis muss ein neutrales Graubild sein. Hier kann man auch gleich die Ausleuchtung des Negativs kontrollieren Die Farbwerte (RGB) müssen an jedem Punkt gleich sein und dürfen von Messpunkt zu Messpunkt nur wenig differieren. Die Weißabgleichswerte werden notiert .
  2. Auf das erste Negativ des Filmstreifens wird das Preset Negativ Standard angewendet und dann die Weißabgleichswerte von 1 per Hand eingetragen. Geht man mit der rechten Maustaste auf das Preset Negativ Standard, kann man dann diese Einstellungen auf das Preset übertragen. Bei mir hat sich bewährt, weitere Farbänderungen bevorzugt mit den Reglern zur Teiltonung durchzuführen. Auf keinen Fall sollte man jetzt noch zur Anpassung die Farbtemperatur ändern. Die neuen Einstellungen werden an verschiedenen Negativen überprüft und ggf. auf das Preset übertragen. Ist man mit den Einstellungen zufrieden, wird das Preset außerhalb von Lightroom mit einem Editor geöffnet und umbenannt. Hierbei werden
    internalName = "mein Name" und title = "mein Title" geändert. Die Änderungen werden allerdings erst in Lightroom sichtbar nach einem Neustart.
    ACHTUNG: Wird ein Preset geändert, werden bereits mit diesem Preset entwickelte Negative nicht automatisch angepasst!

Konversion mit Negativ Simple

Konversion mit Neg Agfa XRG 100

Farbnegativ ohne Maske

Eine weitere Möglichkeit für die Entfernung der Farbmaske bietet der manuelle Weißabgleich an der Kamera. Mit AWB wird zuerst das leere Maskenbild aufgenommen. Dann wird auf
'manuellen Weißabgleich' umgestellt und dieses Bild als Referenz im Menü eingetragen
(s. Bedienungsanleitung der jeweiligen Kamera). Danach können die Bilder des Films aufgenommen werden. Die Maske wird jetzt schon bei jeder Aufnahme entfernt. Jetzt liefert das Preset
Negativ Standard bereits ein erstes Positiv. Der Weißabgleich wird auf 'wie bei Aufnahme' eingestellt. Ansonsten fährt man wie unter 2. fort.

Ich halte es aber für günstiger, den Weißabgleich nicht in der Kamera vorzunehmen, sondern erst in Lightroom. Er kann dann nach Bedarf wiederholt und ggf. variiert werden.

Folgende Presets für die Konvertierung von Fabnegativen wurden erarbeitet (Stand 12.2.2008):

Sensor Clean ...........................spezielles Preset zur Erkennung von Staub-Partikeln auf dem Sensor
Neg Simple ...............................einfaches Presset mit invertierter Gradationskurve
Neg Standard ...........................Preset mit inv. Gradationskurve und standardisierten Farbeinstellungen
SW Negativ ...............................Konversion von SW Negativen
Neg Agfa XRG 100
Neg Agfa XRG 100 M
Neg Agfa XRG 200-4
Neg Agfa HDC 100
Neg Agfa HDC 100 plus-2
Neg Agfa HDC 200
Neg Agfa HDC 200 plus-2
Neg Agfa HDC 400 plus
Neg Agfa Vista 200
Neg Fuji S_200
Neg Kodak DA-5
Neg Kodak Gold 100-6
Neg Konica VX 100
Neg Konica VX 200

SW Negativ ............................... Preset zur Entwicklung von schwarz / weiß Negativen

Wer selbst experimentieren will, kann diese Presets hier herunterladen. Natürlich hängt die Effektivität der Konvertierung mit den o.g. Presets vom Erhaltungszustand der Negative ab, aber eine Erleichterung sind sie allemal. In vier Stunden habe ich damit 300 Color-Negative bearbeitet.

Hier gibt es übrigens neben weiteren Presets zur Bearbeitung von Bildern auch ein Preset von Holger Hill zur Konvertierung von Kodak VC 160 Film.

Konversion mit Neg Agfa XRG 100 M

Scan des Original-Positivs
von 1999 aus dem Fotolabor