Mit der Entwicklung der digitalen Fotografie und (einigermaßen) standardisierter Bildformate ist es möglich, Informationen in Bildern unterzubringen, die uns z. B. Auskunft über Aufnahmezeitpunkt, die verwendete Kamera, den Benutzer, Titel, Stichwörter etc. etc. geben können. Wer viel fotografiert, hat dann seine liebe Not, Ordnung in die Bilderflut zu bringen. Ich verwende dazu Lightroom von Adobe. Zusätzlich nutze ich zur Bearbeitung von Bildern Photoshop CS3. Beide Programme können die genannten Bilddaten auslesen und/oder verändern. Bei vielen Bildern habe ich die Schwierigkeit den Ort der Aufnahme nach einiger Zeit genau zu bestimmen. Da geht es nun nicht um die Geburtstagsfeier bei Oma, aber wer eine Radtour durch Niederschlesien macht, wird nach Monaten erhebliche Probleme haben, genau zu sagen, wo er dieses oder jenes Bild gemacht hat. Von der Aussprache oder Schreibweise polnischer Ortsnamen mal ganz abgesehen. Aus diesem Grunde hatte ich schon immer eine Möglichkeit gesucht, die exakten Koodrdinaten des Aufnahmeortes im Bild zu speichern. Prinzipiell ist das aber ganz einfach zu lösen: Man kauft sich eine Kamera, die das alles kann und bei jeder Aufnahme auch die Koordinaten ins Bild schreibt. Da die Preise für derartige Kameras jenseits von Gut und Böse liegen, will ich mich hier dazu nicht weiter äußern. Also bleibt nur noch eines: Man 'merkt' sich die Koordinaten des Ortes, an dem man auf den Auslöser drückt und die Bildnummer und schreibt diese Daten dann zu Hause in das Bild. Ohne technische Hilfsmittel geht das allerdings nicht. Sucht man im Internet nach entsprechenden Geräten, findet man mehr als genug. Die Preisspanne liegt zwischen 30€ und > 500€ und es fällt einem Laien wie mir schwer, sich anhand der technischen Daten sicher zu orientieren. Die Flut selbsternannter Experten ist ebenfalls unüberschaubar. Eine gute Hilfe war dann doch ein kurzer Gerätetest eines Wintec WSG 1000. Nach langer Suche habe ich mich dann für dieses kleine, handliches Gerät entschieden, dass mir den ersten Teil des Problems abnehmen soll: Die Erfassung der Koordinaten.
Das WSG 1000 ist kurz gesagt ein Westentaschen -GPS, das in kurzen Zeitabständen die Koordinaten des Aufenthaltsortes errechnet und diese zusammen mit der absoluten Zeit und anderen Werten speichert. Neben vielen anderen nützlichen und weniger nützlichen Funktionen reichte mir das erst einmal. Das WSG 1000 kann ca. 130.000 Wegpunkte aufzeichnen. Das reicht bei einer Abtastrate von einem Punkt alle 5s für 180 Stunden d.h. für 3 Wochen Foto-Urlaub bei täglich 10-stündiger Aufzeichnung. Bei Batterielaufzeiten um 20 Stunden ist das in Ordnung. Ausgelesen werden die Tracks (= Summe aller hintereinanderliegenden Wegpunkte) nämlich über die USB-Schnittstelle des Gerätes zu Hause. Einen Rechner mit in den Urlaub zu nehmen, habe ich bisher mit Rücksicht auf meine Frau noch nicht gewagt.
-
1. Bestellen, Warten,
Auspacken und Anschalten
|
Das Gerät Made in Taiwan wird in Deutschland seit Mai vertrieben. Bezugsquellen findet man im Internet. Der Preis liegt um die 150€. Nach drei Tagen war das Päckchen da. Als Zubehör werden ein Netz-Ladestecker mit USB-Ausgang, ein USB-Kabel, verschiedene Fahrradhalter, ein Gürtelclip und eine Armhalterung mitgeliefert. Vermisst habe ich einen Stecker um die Batterie des Gerätes im Auto aufladen zu können. Das mitgelieferte Handbuch ist so dürftig, das es einen Hund jammert, aber man muss sowieso probieren. Schon etwas besser ist da eine deutsche PDF-Variante, die es lohnt, vor dem Kauf gelesen zu werden.
Beim Einlegen der Batterie hätte ich bald Mist gebaut, denn da war eine Folie aufgeklebt mit einem überstehende Zipfel an der Seite. Ich dachte die sei zum Schutz der Kontakte da und wollte sie schon abziehen (bei den Druckerpatronen gibts sowas zum Verschließen der Lüftungs-Öffnungen), aber das ging recht schwer und dann begriff ich, das der Zipfel wohl zum Herausnehmen der eingelegten Batterie dienen soll..
Technische Daten:
Batterie:BL5C aufladbarer Lithium-Ionen-Akku (Nokia kompatibel, ca.1100mA)
In der verschiedenen Betriebszuständen unterschiedlich:
Zustand 1: 50mA (nur Loggen, ohne LCD-Display)
Zustand 2: 60mA (Normaler Betriebszustand mit LCD-Display, ohne Bluetooth)
Zustand 3: 75mA (Bluetooth aktiviert)
Stromaufnahme für Hintergrundbeleuchtung:25mA
Interner Speicher:2 MB (Max. ca. 130.000 Wegpunkte)
Einsatztemperatur: -20~50°C
GPS
IC: Antaris 4 uBlox 0625
Genauigkeit:2.5m CEP (Stand-Alone, S/A off)
Time to First Fix:34s (Cold Start)
Acquisition Sensitivity: –142 dBm
Tracking Sensitivity: –158 dBm
SBAS Supported.
AGPS Supported.
Bluetooth V1.2 CLASS 2 (Reichweite ca. 10 Meter)
Barometrischer Höhenmesser
Druckbereich 300 ... 1100 hPa (+9000 ... -500 m)
Genauigkeit ±0.06 hPa (0.5 m) internal
Electronic Compass
Measuring magnetic field range : ±300uT
Resolution < 0.6uT/count
Abmessungen
Länge über alles (einschl. Gummiabdeckung der Mini USB-Buchse) 9.5 cm
Breite 5.3cm
Höhe (in Höhe der LEDs) 2.5 cm bis ca. 2.3 cm.
Während das Gerät zum Aufladen am Rechner hing, habe ich die mitgelieferte Kommunikationssoftware TimeMachineX installiert, was problemlos vonstatten ging.
Den Anschalter habe ich dank Handbuch gefunden und dann habe ich erstmal alle Knöpfe gedrückt und geschaut.
Anschließend habe ich mir das aktuelle Update von TimeMachineX (hier) und die aktuelle Firmware des WSG 1000 heruntergeladen. Eine gute Anleitung dazu gibt es hier.
|

.
|
2. Kurze Erläuterung der Funktionsweise für Doofe
und eine kleine Runde
ums Haus
|
Da der gemeine Ossi in Käfigen groß geworden ist (ich meine natürlich Faraday'sche Käfige resp. Stahlbeton-Bauten oder WBS 70), fand das Gerät trotzt seiner gepriesenen Empfindlichkeit sofort null Satelliten. Auch nach einer Stunde waren es nicht mehr geworden. Da ist aber naturwissenschaftlich gesehen normal. Für Eingeweihte dämpft Stahlbeton die Satelliten-Signale um bis zu 30 dB. Das ist dann einfach gesagt von sehr wenig auf garnix. Auch die Bundeswehr ist bisher gescheitert, in Tiefgaragen GPS-Ortung zu ermöglichen..
Hier nun ein kurzer Diskurs über die Funktionsweise eines derartigen Gerätes für die, die nicht mehr wissen wollen:
Über uns kreisen eine Menge Satelliten. Einige davon gehören zu einem System GPS (Global Positioning System) das von den USA erfunden wurde, um besser Krieg führen zu können (es war schon früher wichtig, genau zu wissen, wo der Troß den Wagen mit dem Schnaps hingefahren hatte). Später wurde es dann für zivile Zwecke freigegeben, aber mit der Option es jederzeit stören und abschalten zu können, was auch einigemale gemacht wurde z.B. im Kosovo-Krieg. Außerdem wurde die Genauigkeit der Positionsbestimmung bewußt verringert (um den Feind zu ärgern) und nur militärische GPS-Empfänger konnten die hohe Auflösung nutzen. Mitten in einem ihrer Kriege merkten sie, dass sie nicht genug militärische Empfänger hatten und schalteten diese Störung auch ab, damit man zivile GPS-Empfänger nutzen konnte, das konnte der Feind dann auch. Die Russen haben auch so ein System (GLONASS) und Europa will auch eins haben (GALILEO), aber das dauert noch. Übrigens können die Amerikaner dann auch Galileo stören bzw. abstellen, die Europäer GPs aber nicht. Wahrscheinlich werden in zukünftigen Kriegen alle Ortungssysteme sofort abgeschaltet, damit man nicht aus Versehen mit einer GPS-Rakete die eigene Kantine oder die Latrinen pulverisiert, denn das senkt die Kampfmoral ganz erheblich. Das sieht man, wie blöd Militärs eigentlich sind..
Diese Satelliten senden nun über bestimmte Signalmuster ihre Positionsdaten und eine Zeitmarkierung aus. Über diese Daten von mindestens 3 -4 Satelliten (es sind nicht immer alle Satelliten sichtbar) kann dann ein derartiges Gerät auf der Erde seine genaue Position berechnen. Wer mehr wissen will findet hier Genaueres.
Übrigens gibt es mittlerweile Geräte, die die kindischen Störversuche der Amerikaner austricksen und Genauigkeiten der Ortskoordinaten bis unter 4 cm liefern. Die "falschen" Daten werden über ein eingebautes Handy an eine Zentrale geschickt, die sie mit entsprechenden Korrekturen (gewonnen aus den Koordinaten geeichter Bodenstationen) zurückschickt. Dabei werden auch freigegebene Satelliten von GLONASS einbezogen.
Ich habe mit einem solchen System gemessen und war positiv erstaunt über die Ergebnisse. Leica GPS 1200 heißt die Maschine. Allerdings muss man dafür wohl einen fünfstelligen Betrag hinblättern und fürs Fotografieren ist das nix.
|
|
|
Die mitgelieferte Software TimeMachineX gestattet sowohl die Kommunikation mit dem WSG 1000, als auch die Auswertung, Konvertierung und Bearbeitung der gespeicherten Tracks. Außerdem gibt es hier schon eine Fotofunktion, mit der man Bilder zu Wegpunkten - und damit zu den Koordinaten- zuordnen kann. Schon vor dem WSG 1000 habe ich Bilder mit Geodaten versehen. Dazu nutze ich die Freeware Geosetter, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Mit Geosetter kann man auch Geodaten komfortabel in RAW-Bilder einfügen (d.h. in die parallelen THM und XMP-Dateien), was viele andere Programme nicht können. Mit der speziell für das Testen von GPS-Chips der Firma uBlox entwickelten Software
u-Center kann man direkt auf den im WSG eingebauten Chip (uBlox 0625) zugreifen.
|
|
|
Nach einer Stunde habe ich das Gerät in die Hosentasche gesteckt und bin nach draußen. auf die Straße. Den Blick auf die Anzeige mit den Signalstärken der Satelliten gerichtet, war nach ca. 30 s der erste da und nach einer Minute begann das Gerät automatisch mit der Aufzeichnung meines Weges, nachdem er vier Satelliten geortet hatte. Das Gerät lief dabei im Automatik-Modus. Ich hatte also noch nix eingestellt oder verändert .
Das Ergebnis ist erstmal etwas verwirrend (Bild1):
Ich bin nicht betrunken über die Kreuzung Rosenthaler Platz gewankt und auch nicht über die Hausdächer der Linienstraße gestiegen! Mehr kann man offensichtlich rein technisch nicht von einem derartigen GPS-Gerät erwarten! Das Gerät muss (für eine 3D-Ortung (=3D-Fix d.h. zwei Koordinaten und die Höhe) immer optische Sicht auf mindestens 4 Satelliten haben und deren Signale müssen auch noch in ausreichender Stärke ankommen. Diese Bedingungen sind unter andern von der Tageszeit, dem Wetter, der Bebauung abhängig. Der größte Störfaktor dürfte hier die Bebauung sein, die sowohl Satelliten abschattet als auch durch Reflexion die Messergebnisse verfälscht. Ein schmaler Streifen Himmel über der Straße reicht da nicht immer aus. Sollte jemand der Meinung sein, dass sein Gerät besser ist, dann muß er schon mindestens zur selben Zeit dieselbe Runde laufen, um das zu beweisen, denn an anderen Orten sind zu anderen Zeiten die Bedingungen anders!
Das wird deutlich an Bild 2:
Zu unterschiedlichen Tageszeiten drehte ich jeweils entgegen dem Uhrzeigersinn immer in Wegmitte eine kleine Runde um diesen Platz, der an den Längsseiten ca.55m breit ist.
- 10:55 - rot (6 Satelliten auf Empfang 3D-Fix)
- 14:40 - grün (3 Satelliten auf Empfang 2D-Fix)
- 17:50 - blau (3-7 Satelliten auf Empfang, je nach Position 2D/3D-Fix)
Alle Tracks (unbearbeitet) weisen eine deutliche Verschiebung zueinander auf, die an den Längsseiten des Platzes ca. 9m max. ausmacht. Der blaue Track hat dazu noch zwei bemerkenswerte Ausreißer. Offensichtlich standen 4 Satelliten sehr flach am Horizont und wurden teilweise von den Dächern abgeschattet.
Fazit:
Man sollte von dem GPS-Zwerg im realen Leben keine Wunderdinge erwarten (in der Wüste oder auf See ist er sicher etwas genauer). Bei einer möglichen Abweichung von +- 5m von der Ideallinie taugt das Gerät nicht zum Schätze vergraben. Ich hätte keine Lust 100 qm umzubuddeln. Diese Genauigkeiten sind meiner Meinung nach allen Westentaschen-GPS-Geräten gemeinsam, auch wenn die Werbung das anders behauptet. Zum Geotagging reicht das aber allemal. Die mit dieser doch recht groben Methode ermittelten Angaben über die Genauigkeit werden übrigens auch hier bestätigt.
|
Bild 1

Bild 2

|
nächste Seite
|